Leseprobe: Das Märchen vom Unmöglichen

von Katrin Fritzsche

Es war einmal ein kleines Mädchen. Sie entwickelte sich prächtig. Alles an ihrem Körper war richtig und gesund und ihr Intellekt wuchs jeden Tag weit über den Intellekt anderer Kinder hinaus. Menschen, die das Besondere sehen konnten und nur diese, sahen, dass wohl etwas mit dem Mädchen nicht stimmte. Aber das waren nicht viele, sie standen allein und so kümmerte sich niemand weiter darum.

Und was mit dem Mädchen nicht stimmte, das wusste niemand. Niemand, außer der schwarze Mann und ganz tief drinnen auch die Mutter des Kindes. Aber die Mutter wollte nicht sehen. Sie verschloss ihre Augen ganz fest, denn ihr war es sehr wichtig, zufrieden zu sein. Hätte sie hin gesehen, dann hätte sie es womöglich nicht mehr geschafft, zufrieden zu sein. Ein Leben ohne Zufriedenheit konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Was es zu sehen gegeben hätte? Der Mann schubste regelmäßig das Mädchen in ein sehr tiefes, schwarzes Loch. Ewigkeiten lies er es dort unten. Für ihn war es ein Spiel, es bereitete ihm Lust. Die Mutter legte ihre Hände vor die eigenen Augen und Ohren so gut sie nur konnte. Auch sie spielte damit eine große Rolle. Mit der Haltung der Mutter verstand das Mädchen, dass das schwarze Loch nichts weiter Schlimmes sein konnte, die Mutter mochte offensichtlich den Schwarzen Mann, sie verurteilte ihn nicht. Sie schwieg. Dennoch war das schwarze Loch sehr tief und das Mädchen musste jedes Mal sehr sehr lange dort unten sein. Der Weg da heraus war nicht durch ihre Eigenmacht zu finden, es war wie eine Glücksache. Das Mädchen lernte, der eigenen Wahrnehmung nicht mehr zu vertrauen.

Körper und Intellekt wuchsen. Aber eines konnte nicht wachsen, eines verkümmerte mit jedem Tag mehr: Die Seele dieses Mädchens. Es war eine ganz besondere, sehr, sehr feine Seele, die dazu bestimmt war, zu träumen und zu lieben, eine Seele, die als Nahrung viele Erzählungen und Geschichten gebraucht hätte. Stattdessen ging die Mutter immer öfter zu dem Heiler mit ihr, um Hilfe und Medizin zu holen, Naturheilmittelchen. Oft gab der Heiler dem Mädchen ein Stück Schokolade mit auf den Weg. Für Erwachsene war er nicht zuständig. Und ja, das Mädchen war eindeutig irgendwie anders, kränklich und schüchtern auf der einen Seite, völlig überaktiv auf der anderen. Aber was sollte er tun?

Er hatte ja keine Ahnung! Jeden Tag war sie damit beschäftigt, die Erinnerungen an das Schwarze ganz hinten in der letzten Ecke des Gartens zu vergraben. Es war eine schwere Arbeit. Das Mädchen war so klein und die Schaufel sehr groß, die Erde sehr hart. Aber es gelang ihr. Das war ein Glück, denn sonst hätte sie vor lauter Schmerz sterben müssen. Dieses Schwarze wäre selbst für eine Erwachsene ohne dieses ständige Vergraben nicht auszuhalten und nicht zu bewältigen.

Aus dem Mädchen wurde eine Frau und so lebte sie. Ihr Körper wurde groß und größer und ihr Intellekt stark und stärker. Jeden Tag ging sie in die letzte Ecke des Gartens, kein Mensch der Welt wusste davon. Sie hielt es geheim, denn sie wollte nicht, dass etwas Schwarzes zu ihr gehörte. Niemand merkte etwas. Sie grub jeden Tag, ohne noch zu wissen, was sie eigentlich vergrub. Solange sie mit dem schwarzen Mann in einem Haus lebte, kamen regelmäßig neue lebensgefährliche schwarze Löcher hinzu. Er schubste sie hinein, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Ja, auch aus diesem Mädchen wurde eine Frau und für die Menschen, die um sie waren, schien das alles gut zu laufen. Mit ihrer Intelligenz konnte sie den Mangel an Liebe, Erzählungen und Geschichten gut ausgleichen.

Das eigene Schweigen aber wurde lauter und lauter in ihr. Tief in ihr drinnen fand das Verderben täglich statt. Zwar war sie längst in ihr eigenes Haus gezogen, dennoch: So sehr musste sie ums Überleben kämpfen. Sie hatte eine Last zu tragen, die niemand allein tragen kann.

Was sie da jeden Tag jetzt in ihrem eigenen Garten vergrub, wusste sie immer weniger. Es war das Schwarze, ja, einen Namen hatte sie dafür. Aber alles, was hinter diesem Namen stand, die Bilder, die Gefühle, die Geschichten, die Geräusche und Gerüche, all das musste sie vergraben. Sonst hätte sie ihren Alltag nicht leben können. Und sie funktionierte immer noch perfekt, konnte einen Beruf ausfüllen mit ganzer Kraft, trotz dem es nicht der von ihr gewünschte Beruf war.

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