Leseprobe aus den Gedichtbüchern von Katrin Fritzsche

Auf dem Dorf

Es riecht nach Freiheit und nach Vergangenheit.
Es riecht nach dem Frühling, der damals war,
nach einem Leben, das mir nicht mehr gehört.
Es riecht nach einer Zeit, in der ich auch liebte,
nur – ganz anders.
Es ist eine Art Stille in der Luft,
wie ich sie in der Stadt nicht kenne.
Auch die Sonne scheint, als wäre es die gestrige,
so sanft und offen.
Die Weite des Landes erinnert mich an eine Frau,
an eine andere als ich es bin,
eine, mit der ich keine Zukunft hatte.
Und doch, die Freiheit, das Vertrauen –
Liebster, bitte rede mir nicht von morgen.



Schwester

Schwester, lass mich erinnern,
lass mich einmal ganz in DEINEN Armen versinken,
um zu erinnern, wer ich wirklich bin.
Lass mich auch DICH halten und DEINES annehmen.
Schwester, gib mir Gewissheit,
dass Nähe möglich bleibt,
dass DU meine Stimme hören möchtest,
wie sie am lautesten spricht im Pulsschlag meines Körpers.
Schwester, vertraue DEINER Kraft,
ich bin sicher, dass ich dich kenne, auf dich warte,
schon eine viel zu lange Zeit.
Aber woher? Und warum?
Bitte schenk´ uns den Tanz von "Erinnere mich",
lass uns eintauchen in die Fäden der Vergangenheit,
nur das Muster dieser einen Nacht.
SCHWESTER, du schläfst so tief,
dass ich es nicht wage, dich zu wecken.



klein geschriebenes

wenn fenster wie augen sind
und glocken wie zeigefinger
wenn türen zuschlagen
und mütter schreien

dann kann es noch so warm sein
in meinem herzen
dann können noch so viele schmetterlinge
auf den seelentreppen meines begehrens
zu einem flug ansetzen

meine lippen werden zu eis
und meine augen zu kälte
mein feuer zu schweiß
und meine liebe für dich – unerreichbar





Zigarettenrauch und Kerzenschein,
eine Welt für mich allein,
Powermusi, Mitternacht,
keine Sonne hier mehr lacht,
Freunde sind, ich weiß nicht wo,
bin ich allein hier, einfach so?





Tanzen sie da draußen
in der Vollmondnebelwinternacht,
die Geister der Vergangenheit
mit denen der Zukunft.
Die der Vergangenheit mit Gesichtern,
die der Zukunft noch ohne.
Ich hier, mitten in der Gegenwart,
in die Nebel schauend,
etwas, was mir noch nie gut tat,
eintauchend in meine Sehnsucht,
als würde ich dir damit näher kommen.
Dir, du Liebende,
die ich selber bin.



Versteckte Lebendigkeit

Eine dicke Mauer bauen
mit einem weichen Fell,
brummelnd dann nach außen schauen,
ich ändere mich so schnell.

Muss mich nicht zeigen, nichts erklären,
den anderen reicht ein Bild,
muss keine fragen, keine stören
und innen bleib´ ich wild.

Was soll´s, das Leben ist ein Spiel,
ich singe, tanze, lache,
der Glücksmomente gibt es viel,
was immer ich draus mache.





Hinterm Haus
eine kleine Flamme
brennt
für dich, mein Herz,
den ganzen Sommer lang.





Auf dem Baum da sitzt ein Pferd,
so ist es seiner Kunst entehrt.
Da kommt ein wilder Wandersmann
und schaut sich die Bescherung an.
Er fragt: Was soll denn das bedeuten?
Und lässt sofort die Glocken läuten.
Die Glocken läuten ziemlich lang,
dem Pferd dort oben wird ganz bang.
Und die Moral von der Geschicht´?
Das Glockenläuten hilft Pferden nicht ;-)
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